Muss das in deinem Alter eigentlich noch sein?

Diese Frage höre ich in letzter Zeit öfter. Warum? Dazu muss ich ein wenig ausholen…

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich beschlossen wieder mit dem Fahrradfahren anzufangen. Dieser Sport begleitet mich schon seit meiner Jugend, mit unterschiedlicher Intensität. Das alte Hardtail habe ich in der Verwandtschaft weitergegeben und mir erst mal ein neues All Mountain besorgt. Komplettbike vom Versender, da kann man nicht viel falsch machen 🙂

Es hat zum Glück auch wieder sehr viel Spaß gemacht, im Sattel zu sitzen und die Trails in der näheren Umgebung zu erkunden. Es hat sich auch ergeben, dass ich öfter mit einem Arbeitskollegen unterwegs war, der technisch erfahrener war. Das wollte ich auch können. Nachdem wir einige Touren zusammen gemacht haben, sind im Herbst letzen Jahres zwei Dinge passiert, die den Sport für mich grundlegend verändert haben:

1. Fahrtechniktraining

Mit Leuten zusammen zu fahren, die besser sind bringt unglaublich viel. Man kriegt ein besseres Gefühl dafür, was geht und was nicht und kann sich Vieles abschauen. Trotzdem habe ich mich dazu entschieden ein Technik Training zu machen. Der lokale Bikehändler meine Vertrauens (www.active-bikes.de) hat im letzten Herbst so ein Training angeboten und ich hab mich einfach mal angemeldet. Ich muss sagen, dass ich das jedem nur empfehlen kann (egal wie ambitioniert). Es gibt unglaublich viel Sicherheit auf dem Rad und man traut sich danach Dinge zu die man vorher nicht für möglich gehalten hätte.

2. Die richtigen Leute treffen

Im gleichen Zeitraum habe ich eine Mail gekriegt, von einem andern Kollegen, den ich bis dahin nur vom Sehen kannte (nennen wir ihn der Einfachheit halber Felix): Einladung zu einer gemütlichen Trailtour in Ottweiler, mit O-Ton: „Im Anschluss wird noch der Flowtrail gerockt“.

So hat es sich ergeben, dass wir an einem Samstag zu fünft in Ottweiler standen und losgeradelt sind. Ich muss vorausschicken, dass ich einigen Respekt vor der Tour hatte, weil Felix ein gewisser Ruf voraus eilte :-) Am Ende hat die Tour super viel Spaß gemacht und es hat sich wieder mal gezeigt, dass an Gerüchten nicht viel dran ist. Vor allem Felix' Motto „jeder kann, keiner muss“ war und ist mir äußerst sympathisch. Außerdem gibt er gerne sein Wissen und seine Erfahrung weiter, die er in vielen Jahren aktivem Biken gesammelt hat. Das war eine super Kombination für einen Anfänger wie mich. Die Gruppe hat auch gut zusammen gepasst. Konditionell waren wir auf einem ähnlich schlechten Niveau und so hat es sich ergeben, dass wir öfter zusammen gefahren sind. Am Ende den gesamten Winter hindurch. Bei Wind und Wetter.

Warum erzähl ich das alles und was hat das mit der Eingangsfrage zu tun?

Seit diesem Zeitpunkt ging es stetig "bergab" (im wahrsten Sinne des Wortes). Das Fahrtechniktraining hat mir eine gewisse Sicherheit gegeben und die Touren mit unsere Gruppe die nötige Übung. Zwei aus der Gruppe (mittlerweile drei ;-) ) sind Mitglied bei den Soulridern. Ein Verein, der seine Wurzeln im Downhill Bericht hat. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Art der Trails, die wir gefahren sind. Mit der Zeit wurden die Sprünge weiter, die Drops höher und die Trails steiler und schneller. Zum All Mountain Bike kam ein Super Enduro Bike dazu. Binnen eines Jahres hat sich mein Fokus vom Tourenfahrer zum, nennen wir es „ambitionierten Endurofahrer“ gewandelt. Zum ersten mal erlebte ich beim Sport das Gefühl der absoluten Konzentration. Beim Downhill gibt es keinen Raum für andere Gedanken. Man konzentriert sich auf sein Bike und den Trail. Nirgends sonst kriege ich den Kopf so frei. Nirgends sonst komme ich in der Intensität in den Flow. Ein Gefühl mit Suchtpotential und dem Verlangen sich ständig zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dinge auszuprobieren, an denen man 1000 mal vorbei fährt und jedes mal denkt: „Das müsste man mal probieren“. Bis man es irgendwann tut.

Von außen betrachtet kann man sich dann natürlich die Frage stellen, ob das sein muss. Aber jeder, der diesen Flow schon mal erlebt hat weiß, dass die Antwort auf diese Frage nur lauten kann: „Ja, es muss!“

Sport ist keine Frage des Alters. Natürlich gehe ich nicht mehr so angstfrei an Dinge ran, wie die jüngere Generation. Aber auch wenn mein Weg ein anderer ist, so ist doch das Ziel das gleiche. Ich will noch was lernen und ich will mich verbessern. Und vor allem will ich Spaß dabei haben. Ich will mich noch nicht schlafen legen und ich bin der Meinung, das ist legitim.
Lasst euch von niemandem einreden, dass ihr was nicht könnt, dass ihr dafür zu alt seid, oder dass „man das nicht macht“. So lange es Spaß macht, ist es auch gut!